Ulrich Baehr behandelt in seiner Malerei Themen mit politischen und zeithistorischen Bezügen. Dabei interessiert ihn die Einwirkung des Politischen und die Omnipräsenz von Führerikonen im gesellschaftlichen Leben und in den normalen Alltag der Menschen in autoritären Systemen. Das hat satirischen Hintersinn.
Die Bilder in der Ausstellung »Comix: Besuch in russischen Wohnzimmern 2019 – 2024« zeigen eher spießige Innenräume mit Sofa, Hund und Ornamenttapete, die von friedlichen Leuten bewohnt werden. Diese scheinen kaum zu bemerken, dass sie Besuch bekommen von den Übervätern der jüngst vergangenen Epoche der Sowjetunion, wie Lenin, Stalin, aber auch heutigen Widergängern. Der Bedrohung der Zivilgesellschaft in Russland und der Wiederkehr der Untoten und ihrer Praktiken – Gewalt, Willkür, Korruption und nationalistische Propaganda – kann man von außen allenfalls mit Satire begegnen, etwa mit Comics. Deren Ästhetik findet sich wieder in den flachen, bühnenartigen Räumen und der karikaturnahen Darstellung des Personals sowie in der dekorativen Farbigkeit. Die Serie hat mit dem Krieg gegen die Ukraine beklemmende Aktualität erfahren. Kunsthistoriker Eckhart Gillen eröffnet die Ausstellung am 17. März.

BZ vom 16.3.2024
IN POTSDAM März/April 2024
FAZ vom 16.2.2024