Das KunstHaus Potsdam präsentiert die erste Einzelausstellung des Malers Udo Dziersk in Potsdam und im Land Brandenburg. Einen Schwerpunkt bilden neue großformatige Werke, die in den vergangenen Jahren, insbesondere in den Jahren 2020/2021, entstanden sind. Dziersk, 1961 in Gelsenkirchen geboren, schloss sein Studium der Malerei 1988 als Meisterschüler von Markus Lüpertz ab. Seit 2002 hat er eine Professur an der renommierten Kunstakademie Düsseldorf inne. Seit 2017 lehrt er zudem als Gastprofessor an der Academy of Fine Arts in Xi’an (China).

Aspekte der Kompilation stehen im Zentrum der Malereien von Udo Dziersk: Heterogene Bildelemente werden aus ihrem ursprünglichen Kontext herausgelöst, auf der Leinwand miteinander kombiniert und auf diese Weise in eine überraschende Gegenüberstellung und in neue Zusammenhänge gebracht. Alltagsgegenstände und Elemente der Trivialkultur treffen auf menschliche Figuren und florale oder vegetabile Strukturen. Autobiografische Erlebnisse überlagern sowohl historische Bezüge als auch aktuelle Phänomene. Private Erfahrungen werden kollektiven Erinnerungen gegenübergestellt und das Persönliche mit dem Allgemeinen konfrontiert.

Entscheidend ist dabei, dass die kompilierten Elemente gleichberechtigt aufeinander bezogen sind, ihre Größenverhältnisse so weit angeglichen, dass keine vorherrschenden Hierarchien erkennbar werden. Für die Betrachterinnen und Betrachter sind die ursprünglichen Zusammenhänge schließlich nicht mehr zu entschlüsseln. Vielmehr laden die Werke unhermetisch dazu ein, eigene Assoziationen in neue Narrative eingehen zu lassen.

Auf diese Weise ist auch der Titel der Ausstellung zu verstehen. „Räumlich getrennte Brauchtumsgebiete”, ein Satzfragment, das dem Künstler während der Ausstellungsvorbereitungen begegnete, stammt aus der derzeitigen Diskussion um ein pandemiegerechtes Stattfinden der Karnevalsumzüge in Nordrhein-Westfalen. In den Innenstädten sollen räumlich abgegrenzte Bereiche eingerichtet werden, in denen separate Regeln gelten. Aus ihrem eigentlichen Kontext herausgelöst, wird nicht nur das dadaistische Potential der Beschreibung ausgestellt; sie kann darüber hinaus auch als humorvolle Umschreibung des eigenen Schaffens verstanden werden.

Die Ausstellung Udo Dziersk: Räumlich getrennte Brauchtumsgebiete findet im Rahmen des Jahresthemas 2022 FIGUR — GRUND im KunstHaus Potsdam statt und lädt dazu ein, das Augenmerk auf diese Besonderheit des Werks zu richten. Durch die ungewöhnliche Verschiebung der Ebenen im Bild irritiert Dziersk die räumliche Wahrnehmung und damit das Verhältnis der Figur zu ihrem Grund. Diese tritt mal deutlich vom Bildgrund abgegrenzt, mal mit ihm verschwimmend sowohl figurativ als auch abstrakt im Bildraum auf. Der Bildgrund selbst lässt sich dabei in einem erweiterten Sinne als transnationaler Bildgrund verstehen: Im Rahmen zahlreicher Reisen sammelt der Künstler Eindrücke von den verschiedensten Orten der Welt. Ohne geografische oder kulturelle Unterschiede herauszustellen, kommen Orte und Gemeinschaften, Bildtraditionen und Maltechniken im Schritt von der Skizze zum Gemälde in einem Bild zusammen. Damit generiert Dziersk nicht nur ganz eigene globale Räume, sondern auch eine Art verschlüsseltes, transnationales Tagebuch.


Text: Rahel Schrohe & Ramona Warszawski

Die Ausstellung wird unterstützt durch: