Zwei künstlerische Positionen, die Räume ausloten.
Die Bildhauerin Ev Pommer und die Malerin Katharina Schnitzler sprechen in Ihren Arbeiten konkret und abstrakt über Schweres und Leichtes, das Alltägliche und das Unerträgliche, das Unerhörte und das nicht Gesehene.

Zwischen Einatmen und Ausatmen entsteht die Atempause. Ein kurzer Moment des Innehaltens. Pause von allem Zwangsläufigen. Stille. Man kann diesen Zustand dehnen, wie unter Wasser, beim Tauchen, zählend in die Länge ziehen. In einigen Meditationsübungen gilt es, diesen Zustand auszudehnen, als den der größtmöglichen Verbundenheit mit dem Ganzen, dem Universum. Es ist das Enthobensein von allem Notwendigen, von allem Wollen, eine kurze Überlegenheit über die Abläufe des Lebens. Der Impuls des Luftholens kommt von allein, solange wir lebendig sind.

Ausgangspunkt der Arbeiten von Ev Pommer und Katharina Schnitzler sind die Gegensätze, das Polare bedeutet lebendige Unruhe, die Fülle und Leere, Ruhe und Bewegung, Sicherheit und Unsicherheit. Sie sagen: „Wir bewegen uns nicht in einem luftleeren Raum. Wie schön sind die Momente der Atemstille. Und welche Schönheit, frische Luft einzuatmen, egal ob Meer-, Wald-, Wiesen- oder Stadtluft. Wie kostbar, den blauen Atem unserer liebsten Menschen zu sehen!“ Es geht ihnen um den Atemraum und die Menschen, mit denen wir diesen teilen. Schwingung, die Kunst erzeugt, ist notwendig, wie die Luft zum Atmen. Sie sprechen in Ihren Arbeiten über diese Abläufe: „Wir wollen wissen, wo Raum sichtbar wird und Rauschen Luftströme erzeugt.“

Die Spannung in den Werken von Ev Pommer entsteht in den Zwischenräumen, es sind die minimalen Veränderungen, die eine Entwicklung nachvollziehbar machen, immer vom Körper ausgehend, als Formulierung für die Energie der Existenz. Der menschliche Körper als Grundkonstante in der dauernd schwingenden Zwiesprache mit dem Erfahrungsraum. Die horizontalen und vertikalen Dimensionen des Körpers sind bereits die Vektoren, die Anwesenheit beschreiben. Ihre Zeichnungen sind nicht Vorübungen für die Bildhauerei. Eigenständig stehen zweidimensionale neben dreidimensionalen Werken und schärfen sich gegenseitig. Als Bildhauerin spricht sie mit körperlichen Mitteln von geistigen Zuständen. Ihre Objekte sind das Konzentrat aus Erfahrungen und Erinnerungen. Sie möchte mit dem  Betrachter eine gedankliche Rekonstruktion einer sinnlichen Erfahrung teilen.

Katharina Schnitzler arbeitet mit Mischtechnik auf Leinwand oder zeichnet direkt auf Magazinseiten. In ihrer Arbeit überlagern sich Farbschichten, Zeichnungen und Text. Der Hintergrund besteht aus Schichten, der Pinselstrich bleibt sichtbar und wird in verschiedene Richtungen gezogen, es entstehen Strukturen und Muster, die Ausschnitten von Stoffbahnen oder geprägten Ornamenttapeten gleichen. Zarte Zeichnungen, graziöse Pflanzen oder ornamentale Verzierungen erinnern an asiatische Malerei. Der Titel „Sofalandschaft“ lässt schmunzeln. Witzig, ironisch, tiefgründig verhandelt sie Realitäten als Behauptung und spielt mit der Abstraktion und dem Wiedererkennbaren und führt uns so aufs Glatteis unserer Wahrnehmung.

(Text: Ellen Kobe)

Ev Pommer

1968 in Wriezen / Brandenburg geboren
1989–1994 Studium der Bildhauerei an der KHB Weißensee bei Prof. B. Schönfelder und Prof. R. Szymanski,1994 Ernennung zur Meisterschülerin
seit 1995 verschiedenen Preise und Förderungen, u. a. ein einjähriges Aufenthaltsstipendium des DAAD für New York City
Einzel-und Gruppenausstellungen im In- und Ausland.

www.evpommer.de ↗

Katharina Schnitzler

1963 in Düsseldorf geboren, lebt und arbeitet in Berlin
1995–1999 Diplom Kunsttherapeutin- und Pädagogin, FH Ottersberg
1999–2003, Master of Art, UdK Berlin
2002/2003 erste Vorsitzende des Kunstvereins KunstHaus Potsdam
Einzel- und Gruppenausstellungen seit 2000.

www.katharina-schnitzler.de ↗

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